Maibach Online

Maibach 455 Einwohner

Das kleine Dorf liegt zwischen 315m und 359m Höhe idyllisch inmitten der ausgedehnten Taunuswälder.

Unter den Beurkundungszeugen einer Urkunde des Stiftskapitels zu Ober-Mockstadt vom 9. Okt. 1336, in dem die Aussteller ein Gut zu Ossenheim an einen Bürger zu Friedberg verkaufen, sind mehrere Geistliche (aus Mockstadt, der Pfarrer von Straßheim), ein Bürger zu Assenheim und u.a. auch "Johan Meydebecher, eyn burger zu Friedberg", aufgeführt. Damit tritt das kleine Bergdörfchen "Meydebach" mit der Herkunftsbezeichnung eines Friedberger Bürgers, des Johan Meydebecher, in das "Licht der Geschichte". Er oder seine Vorfahren stammten sicherlich aus dem kleinen Taunusdörfchen Maibach. Wie oft im Mittelalter, wurde seine Familie in ihrem neuen Wohnort nach ihrem Herkunftsort benannt.

Über die Geschichte des kleinen Dorfes, das vermutlich im 11. Oder 12. Jahrhundert als Rodungssiedlung entstanden ist, ist frühgeschichtlich leider nur wenig bekannt. Die Gegend gehörte im 13. Jahrhundert zur Herrschaft der Münzenberger, seit dem späten 13. Jahrhundert zum Falkensteiner, später zum Eppsteiner Herrschaftsbereich, außerdem zum Gebiet der umfangreichen Hoch-Weiseler Mark. Seit 1609 gehörte auch Maibach zur Landgrafschaft Hessen-Butzbach und seit 1643 zu den Erben und Rechtsnachfolgern des Butzbacher Landgrafen.

Bereits 1536 fand die Einführung der Kirchenreformation unter dem Münsteraner Pfarrer Hermann Stecher statt und ab 1577 gehörte Maibach beriets zum Kirchspiel von Münster.

Bis ins Jahr 1605 hatten die Maibacher Kinder einen besonders beschwerlichen Schulweg ins Tal bis nach Hoch-Weisel auf sich zu nehmen. Ab dem Jahr 1605 befand sich die Schule für Maibach, wie auch für Bodenrod, Fauerbach und Münster in Münster. Gleichzeitig war Münster auch für Maibach der Mutterkirchenort. Im Jahr 1680 erfolgte schließlich die Gründung einer Schule, durch die auf Schloss Philippseck bei Münster sitzenden Landgräfin Anna Elisabeth (gest. 1688, der zweiten Gemahlin des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg).

Die heutige Maibacher Kirche wurde 1764-1766 erbaut und 1849 erstmals gründlich restauriert, in den Jahren von 1774-1782 gab es sogar eine eigene Pfarrei.

In den Jahren zwischen 1787 und 1871, also in gut 100 Jahren änderte sich die zugehörige Verwaltungseinheit von Maibach ganze 10 mal, vom "Heiligen Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Butzbach und Philippseck" bis zum "Deutschen Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg".

1864 wurde das 184 Jahre alte und mittlerweile baufällige Schulhaus restauriert und ein Jahr später 1865 wurde das Gemeinde Backhaus erbaut.

Im 19. Jahrhundert litt auch Maibach wie viele andere benachbarte Taunusdörfchen auch (Espa, Bodenrod, Weiperfelden, Cleeberg, Hochweisel oder Münster) unter größter Not.  Ackerland war äußerst knapp und ernährte nicht alle, zudem waren durch die Höhenlage um 350 m, hohe Niederschläge, karge Verwitterungsböden sowie die kürzere Vegetationsperiode die Anbaubedingungen für die Landwirte schlecht.  Missernten wie die von 1817, 1847 und 1848 vergrößerten zusätzlich die bereits existierende Not. Dies führte dazu, dass sich die Einwohnerzahl in den Jahren letztlich halbierte. So gingen die Bewohner als Tagelöhnern, die im Sommer als Schnitter und Drescher oder im Herbst bei der Rübenernte kurzfristig Arbeit fanden, in die Wetterau.

Aber die Not machte erfinderisch. So stellte man in den langen Wintermonaten einfache Gegenstände aus Holz wie z. B. Besen, Weidenkörbe und Schmuckkästchen her. Sobald im Frühling die mageren Äckerchen bestellt waren, zogen die Männer los, um in den Städten und Nachbargemeinden ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Dabei wurde vor allem mit der Drehleier und den mitgenommenen Mädchen und Knaben, die die Instrumente tragen und singen mussten, musiziert, womit sich die Armutserzeugnisse besser verkauften. Die Landgängerei war geboren, die Leute aus dem Hintertaunus zogen durch ganz Europa, ihre älteren Töchter sangen in Paris und Petersburg oberhessische Lieder. Die Maibacher Landgänger zogen nach Frankreich, Holland, England, Norwegen, Schweden und bis nach Russland. Die Mädchen wurden in Amerika "Hurdy-Gurdy-Girls" genannt, wo sie oftmals auch in Tanzhäusern und in Saloons als Animier- und Tanzmädchen arbeiten mussten. Im weiterem lockte vor allem schon bald der goldene Westen und die Goldadern Kaliforniens oder etwa auch Britisch-Kolumbiens.
So wurde auch dieses Dorf zeitweise entvölkert. Es hieß: "Wär näit drauss woar, där hoat naut".

Erst die Reichsgründung 1871 setzte dieser Fehlentwicklung ein Ende.
Durch Die Bodenreform brachte dem einzelnen Bauern 100 Morgen Land, die Tagelöhner und auch die Handwerker fanden durch die aufstrebende Industrie in den Städten (Butzbach, Wetzlar) neue Arbeit.  Durch die Einführung des künstlichen Düngers besserten sich auch hier zunehmend die harten Lebensbedingungen.

Die Maibacher Kirche wurde im Jahr 1902 und in den Jahen 1968-1970 einer gründlichen Renovierung unterzogen. In den beiden Weltkriegen musste jeweils die große Kirchenglocke an die Rüstungsindustrie abgeliefert werden und erst im Jahr 1951 wurde die heutige große Kirchenglocke erneut eingeweiht.

1945 stieg die Bevölkerungszahl aufgrund der Zuwanderung von Heimatvertriebenen, Ausgebombten und Flüchtlingen von 185 auf 295 an (Hess. Statistisches Landesamt). Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man, die Entwicklung zum Fremdenverkehrsort voran zu treiben, was die rasche Entwicklung von neuen Gemeindeobjekten zeigte.

1952 wurde dei Freiwillige Feuerwehr Maibach gegründet und ein neues Fahrzeug wurde seitens des Kreises gefördert, um den Brandschutz am Jugendgästehaus Hubertus sicherzustellen.

1957 wurde eine neue Schule errichtet und löste die alte Schule aus dem Jahr 1680 ab.

1959 schuf die Gemeinde ein kleines Freibad, in diesen Jahren entstand auch bereits das Dorfgemeinschaftshaus.

Die Arbeitsmöglichkeiten in der Industrie waren für die Maibacher aufgrund der abseitigen Lage und der miserablen Verkehrsverbindung nach wie vor schlecht. So wurde die Anbindung an die B 275 (Bad Nauheim-Usingen) erst 1961 fertig gestellt.

1961 wird Maibach Landessieger bei dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Es wurde ein ausgedehntes Wochenend- und Erholungsgebiet erschlossen (315-359m). Durch Maibach führt der sogen. "Ardennenweg" vom Böhmerwald zum Atlantik. Eine Attraktion bildet die unterhalb des Ortes gelegene malerische Felsgruppe "Maibacher Schweiz", welche zusätzlich den Reiz des Ortes erhöht. Nach ihr benannt wurde ein, über die Dorfgrenzen weit hinaus bekannter Gastronomiebetrieb.  „Die Maibacher Schweiz“ genoss jahrzehntelang einen guten Ruf als Speiselokal und Hotel.

Im Jahr 1962 konnten auf Grund der hervorragenden Leistung und als Annerkennung des Sieges das Dorfgemeinschaftshaus gebaut werden.

Seit 1970 zogen immer mehr Neubürger aufgrund der idyllischen Lage und der intakten Natur nach Maibach, so dass die Bevölkerungszahl auf aktuell 455 anstieg. Alt- und Neubürger kommen gut miteinander aus und ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn zeichnet die Maibacher aus, wie es sich vor allem bei den Ortsbeiratswahlen zeigt, wo man auf Listen verzichtet und zur Persönlichkeitswahl greift. Auch wenn Pflegearbeiten wie z. B. im Schwimmbad anfallen, greifen die Maibacher gemeinsam kräftig zu.

Maibach wurde 1972 aufgrund der gebietlichen Neuordnung des Landes Hessen in die Stadt Butzbach eingegliedert. Seitdem ist Maibach ein Stadtteil von Butzbach. In Folge dessen wurde 1972 die Maibacher Schule geschlossen.

In den 70er Jahren florierte dann auch das Vereinswesen in Maibach, 1975 gründete sich der Freizeitsportverein Maibach (FSV Maibach e.V.), 1976 gründete sich der Gesangverein Liederperle in Errinerung an den ehem. Männergesangverein und 1977 konnte die Freiwillige Feuerwehr Maibach zu ihrem 25 jährigem Jubiläum einladen.

Im Jahr 1986 wurde pünktlich zum 650 Jahr Fest von Maibach das historische Backhaus saniert.

Touristisch zeichnet sich heute vor allem das äußert beliebte Freibad ab, aber auch die Maibach durchquerenden Wege sorgen immer wieder für neue treue Liebhaber und Anhänger des kleinen Taunusdorfes. Dazu zählen der Europäische Fernwanderweg E3, der Taunushöhenweg „T“ und auch der Hessische Fernradweg R6.

 

Stand 28.12.2016

Literatur und Quellen

  • R. Siebert u. W. Heyd, 650 Jahre Maibach 1336-1986. o.O. o.J. (Butzbach-Maibach 1986) (144 Seiten, S.1-89 historischer Teil, zahlr. Abb.)
  • Wo die Welt zu Ende ist: Maibachs ländliche Idylle. Wandern am Rande des Taunus / ?Verborgene Perlen der Wetterau? - Ferientips der Frankfurter Rundschau. In: Frankfurter Rundschau, Lokal-Ausgabe Wetterau, 18. 7. 1987.
  • Andres Werner, Der Bäcker kommt zweimal wöchentlich. Maibach: Eine Idylle im Naturpark Hochtaunus besteht seit 650 Jahren. In: Frankfurter Rundschau, Lokal-Ausgabe Wetterau, 21. 6. 1986.